Was ist MCP?
MCP gehört zur großen chemischen Gruppe der Pectine: dies sind
pflanzliche Polysaccharide, d. h. großmolekulare Zuckerverbindungen,
die vor allem aus Äpfeln und Zitusfrüchten gewonnen werden.
Durch Einwirkung von Enzymen, kann die zum Teil erhebliche Molekülgröße
reduziert werden bis zu einer Größe, die eine Aufnahme dieser
dann modifizierten Citruspectine (MCP) im Darm ermöglicht. Diese
MCP entfalten dann ihre biologische Wirkung.
Welche Vorstellungen existieren vom Wirkmechanismus von MCP?
Hier ist der begriff der Adhäsionsmoleküle von großer
Bedeutung. Es handelt sich hierbei um Oberflächenstrukturen auf Tumorzellen,
die zum einen eine Zusammenlagerung von Tumorzellen zu größeren
Zellverbänden ermöglichen, zum anderen erleichtern diese Adhäsionsmoleküle
ein Haftenbleiben der Tumorzellen an einer Gefäßwand, was die
Voraussetzung dafür ist, dass diese Tumorzelle dann in der Folge
die Gefäßwand durchdringen, ins Gewebe einwandern, sich dort
festsetzen und ein neues Wachstum beginnen kann. Dies sind die ersten
Schritte einer Metastasenbildung.
Beim Prostatakarzinom spielt ein Adhäsionsmolekül eine ganz
entscheidende Rolle, das Galaktin-3, das die vorgenannten Mechanismen
wie Zusammenklumpung der Tumorzellen und Verankerung an der Gefäßwand
in besonderer Weise ermöglicht.
Es gibt Hinweise, dass MCP dieses Galaktin-3 beeinflusst, quasi überdeckt,
so dass die Fähigkeit der Tumorzellen zur Aggregation und zum Haften
bleiben an der Gefäßwand vermindert und damit also eine Metastasierung
erschwert wird.
Als dritter Wirkmechanismus wird vermutlich die Apoptose in der Tumorzelle
angeregt, d.h. ein Anstoßen des programmierten Zelltodes in der
Tumorzelle.
Die Verträglichkeit von MCP ist nach bisherigen Beobachtungen gut,
besonderes Augenmerk sollten Patienten mit einer bekannten Herzschwäche
auf Symptome wie Luftnot oder Ödemneigung legen, da MCP relativ natriumreich
ist, was zu einer Herzbelastung führen kann.
Die Substanz selbst ist leicht einzunehmen, es handelt sich um ein kristallines
Pulver, das in Flüssigkeiten gelöst eingenommen wird.
Dr. Gabrys
Kommentar: Modifiziertes Citrus
Pectin
Bericht von Stephen B. Strum, MD, FACP
Life Extension Magazin März 2004 (Auszug)
übersetzt von Hans W. Leckscheidt
Die Kommunikation zwischen gesunden, also normalen Zellen ist bezüglich
ihrer vielfältigen Funktionen und für ihr Überleben unbedingt
erforderlich. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass diese Kommunikation
auch für ihre Funktionen und ihr Überleben im Hinblick auf Krebszellen
gilt. Es ist klar geworden, dass die wichtigsten Strategien, die für
eine "gesunde" Zelle gültig sind, auch wichtige Strategien
zur Bekämpfung des "Feindes" - der Krebszellen - darstellen.
Die Kommunikation von Zelle zu Zelle ist deshalb für das Überleben
der Zellen ein kritischer Vorgang. Ein Schlüsselaspekt dieser Interaktion
steht im Zusammenhang mit der Fähigkeit von Tumorzellen, sich zu
Gruppen zusammen zu schließen. Wie bei menschlichen Interaktionen
gibt es eine Anhäufung ihrer Zahl. So bilden auch die Krebszellen
Cluster oder Tumorzellen die in der Lage sind, Zerstörungen durch
das Immunsystem des Körpers zu überleben. Denn Immunfunktionen
wirken dann am besten, wenn sie es mit einer geringem "Tumorlast"
zu tun haben, etwa nur mit einer winzigen Menge von Tumoren.
Es wurden innerhalb von Krebszellen spezialisierte Proteine entdeckt,
die den Zusammenhalt der Krebszellen untereinander erleichtern, was wiederum
zu Zell-Klumpen oder Clustern führt. Dies beschleunigt seinerseits
das Wachstum und das Ausbreiten der gefährlichen Zellen, wie es (in
dem beibefügten Diagramm)dargestellt ist. Derartige Proteine werden
Carbohydratbindende (d. h. Kohlenwasserstoff bindende) Proteine genannt
oder auch LECTINE. Von den bisher identifizierten 14 Lectinen scheint
das für den Krebsprozess wichtigste das GALECTIN-3 zu
sein.
Wenn wir die Krebszellen vor dem Zusammenklumpen abschotten könnten
und dafür sorgen könnten, das Anheften an bestimmte Stellen
der Wände von Blutzellen zu verhindern, dann könnte man Therapien
entwickeln, die einen Einfluss auf die Krebsentstehung nehmen. So etwa
auf Anheftung, Wanderung, Wachstum, Progression und auf die Metastasierung
und sogar auf das Absterben von Krebszellen (Apoptose). Die Galectine,
und hier speziell das Galectin-3, sind an vielen dieser Prozesse, wenn
nicht an allen, insgeheim beteiligt.
Eine gründliche Überprüfung der zeitgenössischen medizinischen
Literatur zum Thema
Galectine gibt einen Blick frei auf ein aufregendes, aber sehr kompliziertes
Bild. Einige Veröffentlichungen zeigen klar, dass steigende Mengen
von Galectin-3 im Blut oder im Gewebe in Verbindung stehen mit der Frequenz
der Bösartigkeit (von Zellen)und einem anwachsendem Stadium der Tumorprogression.
Einige der Veröffentlichungen haben die Bedeutung von Meilensteinen,
da sie eine eindrucksvolle Genauigkeit anzeigen, wenn Galectin-3 als Test
benutzt wird, um die Anwesenheit von bösartigen Zellen nachzuweisen.
Dies ist eindeutig der Fall bei Schilddrüsenkrebs und bei Dickdarmkrebs.
Ärzte und Patienten müssen bei derartig hoch signifikanten Entwicklungen
wissen, und kommerzielle Labor-Tests müssen so gestaltet werden,
dass diese Fortschritte auch zum Wohl der Patienten eingesetzt werden.
Zusätzliche medizinische Forschung hatte zu tun mit dem Ansteigen
oder der Verringerung der Galectine-3-Level beim Tiermodell von Krebserscheinungen.
Diese Studien haben gleichfalls eine Übereinstimmung festgestellt
zwischen einem höheren Level an Galectin-3 und Metastasen. Einige
Kontroversen traten jedoch bei anderen Veröffentlichungen auf, die
darauf hinwiesen, dass genau das Gegenteil bei anderen Arten bösartiger
Zellen festgestellt wurde. In solchen Fällen, also bei niedrigem
Level von Galectin-3 oder bei vollständigem Fehlen, sind die Erscheinungen
verbunden mit einem eher bösartigem biologischen Verhalten bestimmter
Krebstypen. Höhere Level von Galectin-3 dagegen, mit reiferen (höher
differenzierten) Tumoren haben nach diesen Untersuchungen ein weniger
fortgeschrittenes Stadium des Krebses. Zum Beispiel wurde in der Veröffentlichung
von Piantelli et. al. aus dem Jahr 2002 eine signifikante Übereinstimmung
gefunden zwischen einem höheren Tumorlevel an Galectin- 3 und einer
längeren progressionfreien Überlebenszeit wie auch einer längeren
Gesamtüberlebenszeit bei Kehlkopfkrebs.
Deshalb muss man bei der einzelnen Krebsart sehr genau sein, wenn man
bei der
Krebsdiagnose die Wirkungen von Galectin-3-Level diskutiert. Das gleich
gilt für das
Krebsstadium, für die Bösartigkeit und auch für die Überlebenszeit.
Die (beiliegenden) Tabellen zeigen derartige Zusammenhänge. Dem Leser
sollte aber klar sein, dass dies nur eine erste Näherung darstellt
und nicht viele Krebstypen einschließt. Die biologischen Effekte,
die in dieser Tabelle gezeigt werden, sind aber von großer medizinische
Beweiskraft. Die Literatur über Galectin-3 wird noch spannender im
Licht von Forschungen, die jetzt die vielfältigen Funktionen dieses
Proteins aufdecken. Die meisten der älteren Veröffentlichungen
beziehen sich auf die CH-bindenden Eigenschaften von Galectin-3. Die Bindung
sitzt am Ende des Moleküls, genannt dem C-Terminal-Ende. Das andere
Ende des Moleküls, genannt das NTerminal- Ende, ist für eine
andere wichtige Funktion verantwortlich, nämlich die Tumorzelle vor
dem Zelltod, der Apoptose, zu schützen. Wenn eine spezifische Aminosäure
in der 6. Position vom N-Terminal-Ende aus aktiviert wird, beginnt ein
chemischer Prozess, der eine chemische Folge gegen das Zellsterben anstößt.
("Anti-death" chemical sequence). In diesem Falle wird der Krebs
geschützt. Der zellinterne Mechanismus ist dann beteiligt am Schutz
der Mitochondrien vor einer Oxidation durch NO-Verbindungen. Mitochondrien
sind die Energiequellen für normale wie auch für Krebszellen.
Auf diese Weise arbeitet Galectin-3 am NTerminal- Ende um die Krebszelle
vor einem Zelltod durch NO zum schützen. Der Weg zum Zelltod ist
der Schlüsselmechanismus bei der Wirkung einer Bestrahlungstherapie
wie auch
einiger chemotherapeutischer Medikamente wie etwa Cisplatin. Ein Beitrag
zur Bedeutung dieser Entdeckung ist, dass gezeigt werden konnte, wie das
Galectin-3-Protein praktisch als Ein-Aus-Schalter funktioniert. Wenn nämlich
das N-Terminal-Ende des Galectin-3 aktiviert ist, dann schaltet es die
Funktion des CH-bindenden Endes des Proteins aus. Wenn aber das CTerminal-
Ende des Moleküls aktiviert ist, schaltet es die "Anti-Apoptose-Funktion"
des NTerminal- Endes ab. Auf diese Weise ist Galectin-3 ein "Multi-Tasking-Protein",
also eines mit Computerfunktion, mit einer "On"-Funktion, die
die Tumorzelle vor dem Zelltod schützt und einer "Off"-Funktion,
die es der Tumorzelle erlaubt, sich zu gemeinsamen Zellkolonien zusammenzuschliessen,
in Bindegewebe und Blutzellen einzudringen und Metastasen auszubilden.
Dies ist eine Schlüsselentwicklung zum Verständnis des Krebsprozesses.
Jetzt betritt Modifiziertes Citrus Pectin (MCP) die Szene und legt das
C-Terminal-Ende des
Proteins lahm, das wiederum die Fähigkeit von Tumorzellen blockiert,
um aneinanderzuhaften und Verklumpungen mit Krebszellen zu bilden. Modifiziertes
Citrus Pectin (MCP) verzögert somit, -nach Studien von Strum et al.
und Guess et al. - die PSA-Verdopplungszeit bei Männern mit Prostatakrebs.
Dies könnte zwar ganz einfach bedingt sein durch Abschalten der PSA-Produktion
ohne Auswirkung auf die Vermehrung der Tumorzellen. Andere Studien aber
haben gezeigt, dass MCP sogar das Wachstum der Tumorzellen verringert,
dass es also möglich ist, Galectin-3 zu binden und den Effekt des
Aneinanderhaftens der Zellen, das Eindringen in
andere Zellen und auch Metastasen zu verringern.
Die zentrale Frage ist, ob MCP zu der Zeit, wenn es die oben beschriebenen
Funktionen beeinflusst, auch in der Lage ist, den "Off"-Schalter
am N-Terminal-Ende des Galectin-3- Proteines zu betätigen und auf
diese Weise die Fähigkeit der Tumorzelle lähmt, sich selbst
vor Zerstörung durch Bestrahlung oder Chemotherapie zu schützen.
Zusätzliche Studien sind wegen der großen Möglichkeiten
von MCP bei der Behandlung einer Vielzahl von bösartigen Krebsformen
dringend erforderlich. Die diagnostischen und stadienbezogenen Auswirkungen
von Galectin-3 und anderer Galectine und die therapeutischen Auswirkungen
von MCP sind von solcher Bedeutung, dass dies große Konferenzen
und weitere Fördergelder für diese
faszinierende Entwicklung rechtfertigt.
Zusammengefasst scheint Modifiziertes Citrus Pectin (MCP) offenbar ein
wichtiger Faktor bei der medizinischen Behandlung von Krebserkrankungen
zu sein. |